Bolivien
Der Coca-Anbau als Konkurrenz
Kleiner Erzeuger, großes Potenzial
Mit nur 0,1 % Anteil am Weltmarkt ist Bolivien eher ein kleiner Kaffeeproduzent – in dem jedoch ein großes Potenzial für hochwertige Bohnen schlummert. Über die Anfänge des Anbaus in Bolivien ist nicht viel bekannt. Kultiviert werden Coffeapflanzen hier jedoch bereits seit dem Jahr 1880.
Der südamerikanische Binnenstaat lebt vor allem von Erdgas, Bergbau und der Landwirtschaft – innerhalb dieser kommt dem Kaffeesektor jedoch keine besondere Bedeutung bei. Dennoch ernährt der Wirtschaftszweig heute über 32.000 Familien.
Auch für den Kaffeesektor eine Gefahr: der Coca-Anbau
Boliviens größtes Problem, auch in Bezug auf den Kaffeesektor, ist der Coca-Anbau. Der Rohstoff, der zur Herstellung von Kokain verwendet wird, erzielt stabile Preise und verschafft den Bauern im ärmsten Land Südamerikas so die größere Sicherheit.
In den Jahren 2010 und 2011 erzielte der Kaffee Höchstpreise am Markt. Daher gelang es Bolivien und den USA mit Hilfe von Antidrogenprogrammen, in vielen Fällen, den Wechsel herbeizuführen. Leider war der Erfolg nicht von Dauer: sobald die Preise fielen, wandten sich die Bauern wieder dem Coca-Anbau zu.
Perfektes Klima, biologischer Anbau
Die Anbaubedingungen für Kaffee sind in Bolivien optimal. In mehreren Provinzen finden sich die benötigten Höhenlagen und das Klima ist mit trockenen und feuchten Jahreszeiten ebenfalls bestens geeignet. Kultiviert wird ausschließlich Arabica. Der Großteil der Bohnen gedeiht zudem auf alten Caturra- und Typica-Bäumen. Da die finanziellen Mittel für Dünger, Pestizide und Co. kaum vorhanden sind, erfolgt der Anbau in Bolivien beinahe gänzlich biologisch. Die wichtigsten Kaffee-Regionen befinden sich in den Provinzen Larecaja des Deparamento La Paz, Franz Tamayo, Inquisivi, Caranaci, sowie Sud- und Nor Yungas. Da Bolivien als Binnenstaat keinen eigenen Zugang zum Meer hat, erfolgt die Verschiffung über Peru.
Trotz hervorragender Anbaubedingungen und einem hohen Potenzial hat der bolivianische Kaffeesektor mit einigen Problemen zu kämpfen. Schwierigkeiten in der Logistik sowie bei der Instandhaltung der Aufbereitungsanlagen führen zu einem unsteten Qualitätsniveau. Dank einiger Investitionen fällt der bolivianische Kaffee seit einiger Zeit jedoch deutlich konstanter aus.
Von Kakao bis Blume
Hochwertiger bolivianischer Kaffee überzeugt durch Süße und Harmonie. Das Aroma kann samtig-schokoladig oder würzig und floral ausfallen. Übrigens: rund 40 % ihres Kaffees trinken die Bolivianer selbst.
Kaffee kompakt – Bolivien
Kaffeetyp: Arabica (überwiegend Typica und Criollo)
Hauptblüte: August bis September
Haupternte: April bis Juni
Verschiffung: Juni bis Dezember
Häfen: Arica (80 %)
Bolivien ist ein Binnenland, hat aber Freihafenprivilegien bei den Nachbarländern.
Dies ist der Fall bei Arica und Antofagasta in Chile, die wiederrum mit Juliaca in Peru per Bahn verbunden sind. Transporte nach Argentinien und Chile erfolgen auch per Bahn.
Erntevolumen 2018/2019: 83.000 Säcke (à 60 kg)
Hauptabnehmer:
1. Deutschland
2. Niederlande
3. Spanien, Chile
Weitere Exporte erfolgen in die USA sowie nach Israel, Japan und Saudi Arabien.
Ernteprozess: gepflückt wird von Hand
Aufbereitung: 80 % Nassaufbereitung
Fermentation: keine
Trocknung: in der Sonne oder in Trocknern
Sortierung: maschinell, elektronisch oder von Hand
85% der Produktion stammt von kleinen Farmen, auf denen der Kaffee in eigenen Mühlen (Beneficios) verarbeitet wird. Mangelnde Fachkenntnisse führen dazu, dass die Kaffees manchmal überfermentiert sind.